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Bibbulmun Track - Teil 4

Pemberton - Walpole

190 km


Tag 31

22. November 2022

20 km


Bevor es auf den nächsten Abschnitt ging, gab es erstmal noch in der Bäckerei einen Kaffee und einen Lemington (australischer Kuchen mit Schokolade und Kokosraspeln). Kurz nach Ortsausgang von Pemberton kam auch schon das erste Highlight, der Gloucester Tree. Ein ziemlich großer Baum, den man eigentlich hinaufklettern können sollte. Leider war er gerade gesperrt. Also ging es weiter zu den Cascades. Das sind kleine Wasserfälle bzw. Stromschnellen. Ich hielt dort zum Mittag an und ging auch den ca. 2 km langen Rundweg. Gut gestärkt liefen auch die letzten 12 km gut. Allerdings ging mir kurz vor Schluss das Wasser aus, da es mit 30° C dann doch ziemlich heiß war um zu wandern. Zum Glück war es aber nicht mehr weit und ich konnte wieder etwas trinken. 

Lemington und Flat White zum Frühstück
Lemington und Flat White zum Frühstück
The Cascades
The Cascades

Tag 32

23. November 2022

21 km


Es folgte der zweite heiße Tag. Es ging zuerst 10 km an einem Fluss entlang. Allerdings machte der Weg auf dieser Strecke beachtliche 500 Höhenmeter. Man folgte zwar dem Fluss aber stieg trotzdem immer wieder Mal ein paar Meter höher um sie gleich wieder hinab zu gehen. Bei stehender Luft und den angesprochenen Temperaturen wurde hier auch einiges an Wasser verbraucht. Kurz darauf konnte ich auch das erste Mal ein Bild von einer Schlange machen, da diese neben dem Weg lag und nicht sofort verschwand als ich kam. Ein wahrer Erfolgsmoment. Nach weiteren 11 km durch Wald- und Weidelandschaft kam ich zur Hütte. Diese konnte mich sogar freudig überraschen, denn sie besaß einen eigenen Badesee. Es ging also gleich ins kühle Nass. Das ist wohl eine der besten Sachen, die man nach einem anstrengenden Wandertag machen kann.

Siehst du die Schlange?
Siehst du die Schlange?
Badesee an der Hütte
Badesee an der Hütte

Tag 33

24. November 2022

29 km


Der erste etwas längere Tag führte mich vorbei an vielen Farmen in Richtung Northcliffe. Einhergehend mit der Viehzucht, den damit einhergehenden Gerüchen und den warmen Temperaturen hatte ich auch sehr viele fliegende Begleiter. Zumeist handelte es sich dabei aber um harmlose und lediglich nervige normale Fliegen. Auf dem Weg traf ich eine Schulgruppe von ca 15-jährigen Jungs mit Lehrern, es sollte nicht die Einzige ihrer Art bleiben. Allerdings ging es für mich erstmal nach Northcliffe, denn dort gab es Burger, Limonade und Internetverbindung. Gut gestärkt ging es erst auf alten Schienen, dann wieder durch die trockene Buschlandschaft bis zur nächsten Hütte. Dort wartete bereits eine andere Gruppe der besagten Schule. Die Schüler übernachteten zum Glück aber in ihren Zelten und ich konnte somit ohne großen Aufwand in der Hütte schlafen. Am Lagerfeuer sprachen wir noch mit den Lehrern. Es handelt sich hier um einen 10-tägigen Outdoorausflug mit Wandern und Kanufahren. Die Schüler schleppen dabei etwas altertümliche Ausrüstungit sich herum und kommen so auch auf ein Rucksackgewicht von ca. 25 kg. Da hätte ich ja keine Lust mehr… Allerdings sind es Schüler eines privaten Elite-College, genannt Christchurch aus Perth, was auch entsprechend hochpreisig für die Eltern ist. Die Kinder waren somit sehr gut erzogen und wir hatten eine ruhige Nacht. Der einzige Wermutstropfen war der Verlust von Tasch und Russ, die eine Hütte weitergegangen waren um den Kindern aus dem Weg zu gehen. Was sie nicht wussten war, dass dort auch eine Schulgruppe auf sie wartete, also 17 km umsonst…

Auch wenn es so aussieht, es ist noch kein Strand in Sicht
Auch wenn es so aussieht, es ist noch kein Strand in Sicht

Tag 34

25. November 2022

24 km


Den heutigen Morgen verbrachten wir im Gespräch mit den Lehrern, wie auch schon den vorangegangenen Abend, eine willkommene Abwechslung. Danach ging es 16 km am Fluss entlang zur nächsten offiziellen Hütte. Ich kam also bereits zum Mittag dort an und versuchte dort eine Mittagspause einzulegen. Die Hütte lag allerdings recht ungünstig an einem See (Lake Maringup), welcher Heimat vieler großer beißender Fliegen und Mücken war. Die Pause bestand somit mehr aus wild um sich schlagen und herumlaufen. Immerhin bot der Platz eine gute Aussicht. 

Ich hatte allerdings schon vorher beschlossen nicht an der Hütte zu bleiben, sondern den Weg zu verlassen. Für mich ging es nämlich zum Ozean, da dieser so nah war, es allerdings noch einige Tage dauert ehe der Bibbulmun zu ihm führt. Weitere acht Kilometer war auch schon der Zeltplatz erreicht an dem ich übernachten wollte. Zum Ozean waren es von hier nur noch 2,5 km. Dort angekommen überkam mich völlige Freude, denn auf diesem Moment hatte ich 650 km hingearbeitet und auf ihn sehnsüchtig gewartet. Hinzu kam die unendliche Weite des Meeres und der Strand an dem kilometerweit kein anderer Mensch zu sehen war. Unbeschreiblich und eins der Highlights, wenn nicht sogar das Highlight des Bibbulmun Tracks für mich persönlich.

Aussicht auf Lake Maringup
Aussicht auf Lake Maringup
Das erste Mal ist der Ozean in Sicht... The Final Countdown
Das erste Mal ist der Ozean in Sicht... The Final Countdown
Strand mit unendlichen Weiten in alle Richtungen
Strand mit unendlichen Weiten in alle Richtungen

Tag 35

26. November 2022

23 km


Auf einen grandiosen Tag folgt manchmal auch einfach ein völlig Unspektakulärer. Ich versuchte auf breiten, langen und sehr geraden Straßen zurück auf den Bibbulmun Track zu kommen. Auf Diesem angekommen kam auch gleich eine befürchtete und ziemlich unangenehme Aufgabe auf mich zu, gänzlich überflutete Wegabschnitte. Diese waren manchmal hunderte Meter lang und nur teilweise zu umgehen. Allerdings wusste ich da auch bereits, dass sie mich noch ein paar Tage begleiten sollten.

Aber immerhin hatte ich noch eine interessante Begegnung. Als ich Nachmittag an meiner Hütte ankam, war dort bereits Lene. Eine junge Deutsche, die bereits den Te Araroa in Neuseeland gelaufen hatte, entsprechend viel gab es auch zu besprechen. Allerdings ging sie an diesem Tag noch etwa 10 km weiter. 

Lange Schotterstraßen führen manchmal auch zum Ziel
Lange Schotterstraßen führen manchmal auch zum Ziel
Ist das noch ein Wanderweg?
Ist das noch ein Wanderweg?

Tag 36

27. November 2022

40 km


Wer die Kilometerangaben verfolgt, wird sich hier doch etwas wundern. Und ja, es ist mit Abstand die längste Strecke, die ich bisher auf dem Weg bzw. jemals an einem Tag gelaufen bin. Meine Motivation dafür war eigentlich lediglich zu sehen, ob ich das schaffen kann bzw. wie ich mich danach und am nächsten Tag fühle. Ein schöner Nebeneffekt war, dass ich Tasch, Russ und Lene wieder traf. Es ging also früh los und nach den ersten einfachen 12 km auf Schotterstraßen bog der Weg auf einen Single Trail ab. Damit hätte ich allerdings überhaupt nicht gerechnet und bemerkte dies erst als ich 1 km weiter auf die Karte schaute. Naja was machen schon 2 km mehr oder weniger…

Als ich den richtigen Weg wieder fand, wartete dort ein ganz anderes Problem auf mich. Den ganzen restlichen Tag sollte der Weg immer wieder mit Wasser überschwemmt sein. Da ich wusste, dass der Versuch trockenen Fußes ans Ziel zu kommen nur unnötig Zeit fraß und mir ohnehin aussichtslos erschien, stapfte ich einfach mittendurch. Teilweise machte das sogar Spaß, vor allem weil es mich daran erinnerte, wie man als Kind in die Pfützen sprang und alle um einen herum nass machte. Herrlich. Allerdings hatte man dabei meist Gummistiefel an oder man war innerhalb einer halben Stunde zu Hause und konnte alles wieder sauber machen und trocknen. Dies blieb mir leider in diesem Fall verwehrt. Dennoch war ich überrascht, das diese Aktion am Ende nur kleine Blasen nach sich zog, die allerdings am nächsten Tag schon wieder weg waren. Ich kann also getrost sagen, dass ich durchaus in der Lage bin, so eine lange Strecke zu laufen und am nächsten Tag wieder weiterlaufen kann und auch Lust dazu habe. Jedoch lassen knapp 11 Stunden reine Laufzeit wenig Platz für Pausen und verlangen dem Körper doch Einiges ab. 

Da muss man durch als Lurch oder als Wanderer.
Da muss man durch als Lurch oder als Wanderer.
Gute Aussicht zum Mittag auf Mount Chance
Gute Aussicht zum Mittag auf Mount Chance

Tag 37

28. November 2022

17 km


Heute war der Tag erwartungsgemäß wieder deutlich kürzer, was auch dem Fakt geschuldet war, dass der Weg das erste Mal offiziell zum Ozean führte. Die ersten 10 km führten erst durch bekannte "Gewässer" und dann über steile Sanddünen, durch die ich nur sehr schwerfällig vorwärts kam. Am menschenleeren Strand angekommen, begann es leider zu nieseln. Da es zudem kühl war und ich etwas Kopfschmerzen hatte, fiel das Baden diesmal aus. Lieber genehmigte ich mir ein paar Stunden Mittagsschlaf. Danach folgten wieder steile Sanddünen auf mich und nach knapp 7 anstrengenden Kilometern auch die wohlverdiente Hütte. Diese hatte als Besonderheit einen kleinen Pfad direkt an die Steilküste, an der ich den Tag dann auch ausklingen ließ. 

Der erste offizielle Strand - Mandalay Beach
Der erste offizielle Strand - Mandalay Beach
Wer würde hierzu schon nein sagen...
Wer würde hierzu schon nein sagen...

Tag 38

29. November 2022

23 km


Es war ein wahrlich kurzes Vergnügen mit dem Ozean, denn schon heute ließ ich ihn wieder hinter mir. Es ging zurück landeinwärts nach Walpole. Um diesen kleinen Ort relativ früh zu erreichen, ging es für mich um 6 Uhr los. Auch heute waren die Dünen nicht weniger anstrengend und ich kam später als gedacht in Walpole an. Ich hatte mir den Campingplatz als Unterkunft herausgesucht. Knackpunkt daran war allerdings, dass er ca. 4 km vom Zentrum und somit auch vom Supermarkt entfernt lag.Naja immerhin gab es freies WLAN. Die zusätzlichen Kilometer und das fehlende Frühstück endeten jedoch darin, dass ich "hungrig" einkaufen ging, immer eine schlechte Idee. Das fiel mir wieder auf, als ich dann mit 2 Litern Eiscreme auf dem Campingplatz stand :) Zum Glück hatte dieser einen Gefrierschrank, was sehr selten ist. Somit war auch die Aufgabe für den kommenden Pausentag klar…


Tag 39

30. November 2022

0 km


Pausentag in Walpole.

Neben dem Eis essen blieb doch noch ein wenig Freizeit für mich übrig und so ging ich am nahegelegenen Badestrand ein wenig schwimmen und erledigte auch alle üblichen Dinge.

Da der Campingplatz direkt am Meeresarm (Inlet) lag, war es sehr windig und mein Zelt wurde einer Härteprüfung in Sachen Standhaftigkeit unterzogen, welche es mit Bravour bestand. 

Ansonsten gab es noch zwei interessante Zwischenfälle.

1. Ich hatte 2 Männer bereits am Strand zwei Tage zuvor gesehen, diese waren jetzt mit mir auf dem Campingplatz und auch zur gleichen Zeit an dem heutigen Strand. Dazu sollte erwähnt werden, dass an beiden Stränden sonst kein einziger Mensch war. Naja ich lasse das einfach Mal so stehen. 

2. Gab es in der Region geplante Waldbrände (prescribed burns). Die Auswirkungen waren kurze Zeit später auch in Walpole zu sehen. Als es mitten am Tag stockdunkel wurde. 

Nicht ganz so schön, wie am Ozean, aber zum Baden trotzdem gut
Nicht ganz so schön, wie am Ozean, aber zum Baden trotzdem gut
Pelikane vor der Haustüre
Pelikane vor der Haustüre
Ziemlich beängstigend oder?
Ziemlich beängstigend oder?

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Kommentare: 1
  • #1

    Yunglillo (Donnerstag, 05 Januar 2023 07:47)

    Deine reiseerfahrungen sind super interessant. Als Student oder Schüler, der nicht viel rumkommt oder es in Betracht zieht, solch eine Reise/Wanderung selbst zurückzulegen, freue ich mich sehr darüber, dass du jeden Tag mit einem Teilst. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg noch weiterhin und eine Menge Erkenntnis oder was du dir selbst von dem Ausflug erhoffst.
    PS: der rauchige Himmel macht super große Angst.