Dwellingup - Balingup
200 km
Tag 12
3. November 2022
31 km
Eigentlich wollte ich ja 7 Uhr starten und den Campingplatz in Richtung Wanderweg verlassen. Allerdings sieht die Realität oft anders aus als wir uns sie vorgestellt haben. So war es auch in diesem Fall und ich begann meine Wanderung erst 3 Stunden später als gedacht. Die Gründe sind zwar vielfältig, aber auch hier ist die eigentliche Schuld bei einem selbst zu suchen. Aber völlig egal, denn das Vorhaben blieb das Gleiche - 31 km und Double-Hutting. Das heißt, dass man eine Übernachtungsmöglichkeit in Form einer Hütte überspringt und zur Nächsten wandert. Die ersten knapp 12 km bis zur Mittagspause liefen dabei auch sehr gut ab. Es gab einen wunderbaren Weg, welcher sich mit überschaubaren An- und Abstiegen durch den dichten Wald zog. Ich erreichte die Hütte für meine Mittagspause, wie geplant nach 3 Stunden. Allerdings hielt ich diese kurz, denn es sollten ja noch 19 km folgen und es war bereits 13 Uhr. Also ging es zügig weiter. Mit der entsprechenden Motivationsmusik aus dem Balkan auf den Ohren ging es auch die nächsten Kilometer schnell voran. Dabei hatte ich noch zwei interessante Begegnungen. Die Erste war eher als gefährlich einzuordnen, immerhin handelte es sich um gelblich-schimmernde Schlange. Diese verschwand jedoch schnell von ihrem sonnigen Liegeplatz auf dem Weg als ich ihr näherkam. Die zweite Begegnung ist eher aus der Kategorie "Die Sachsen sind aber auch überall". Denn tatsächlich kam mir hier mitten im Nirgendwo ein 76-Jähriger aus Dresden entgegen. Nach einem kurzem Verständigungsproblem in Englisch, gaben wir uns umso hilfreichere Tipps für die jeweils kommende Etappe, diesmal aber auf Deutsch :)
Weiter ging es erst steil bergab und dann direkt wieder steil bergauf. Eigentlich war es nicht wirklich schlimm. Allerdings machten mir die Hitze, die Fliegen, die Mücken und der selbstproduzierte Stress, rechtzeitig an der Hütte ankommen zu müssen, das Leben schwer. Ich brauchte eine längere Pause um mich dann schließlich auf die letzten Kilometer zu machen. Diese waren zum Glück relativ einfach, zumindest bis auf die letzten 2. Dort ging es am Murray River durch dichtes Gestrüpp nochmal ordentlich auf und ab. Ich erreichte die Murray Hütte jedoch noch vor Sonnenuntergang um 7.
Also Ende gut, alles gut.
Tag 13
4. November 2022
17 km
Heute ging es für mich schwerfällig vorwärts. Ich war noch zu erschöpft von dem gestrigen Tag. Zum Glück waren heute sowieso nur die 17 km geplant. Es ging immer entlang des Murray River. Ich verließ aber zeitweise ungewollt den Trail und lief die Straße entlang. Diese ging aber in die selbe Richtung, weshalb es keinen Unterschied machte. Ein paar Kängurusichtungen später kam ich sichtlich erschöpft an der Hütte an. Der restliche Tag war nur zum Erholen gedacht, damit ich morgen wieder fitter durchstarten kann.
Tag 14
5. November 2022
22 km
Zu Beginn des Tages überquerte der Weg mithilfe einer Hängebrücke den Murray River. Diese Art von Brücke hat die eigenartige Eigenschaft, dass man für kurze Zeit wieder zum Kind wird. Erst schaukelt man ein bisschen, dann immer mehr, bis man doch etwas Angst bekommt und lieber aufhört.
Weiter ging es ca. 15 km dem Murray River folgend. Als der Wanderweg den Fluss verließ ging es zugleich steil den Berg hinauf. Von Weitem konnte man bereits industrielle Geräusche wahrnehmen. Später wurde einem auch die Antwort, auf die Frage woher diese wohl stammen, präsentiert. Es ging geradewegs unter einer Erz-Pipeline hindurch. Auch das ist West-Australien, dass durch seinen ganzen Bergbau erst an Bedeutung und Reichtum gewonnen hat. Das letzte Stück bis zur Hütte war auch schnell gemacht und wieder hieß es: ausruhen.
Tag 15
6. November 2022
33 km
An diesem Mal wieder etwas längerem Tag ging es vor allem durch einen "grünen Tunnel". Leider gibt es somit auch nicht viel zu berichten, da es nichts zu sehen gab. Allerdings ging es sehr gut voran. Kurz vor der Mittagspause öffnete sich die Landschaft doch noch ein wenig. Interessant waren auch die kleinen Brücken, die der Weg nutze, die aber scheinbar über nichts führten. Vermutlich entstehen hier im Winter nach längeren Niederschlägen kleine Bäche. Aber jetzt sah es einfach nur lustig aus. Um noch einigen einen Ohrwurm zu verpassen, könnte man schlecht umgedichtet sagen: "Bridge over no more water". Nach Mittagspause und dem Nachmittagsabschnitt kam ich auch schnell an meinem heutigen Ziel, der Harris Dam Hut, an. Dort wartete bereits eine illustre große Gruppe aus jung und alt auf mich und wir verbrachten den Abend am Lagerfeuer.
Tag 16
7. November 2022
18 km
Heute ging es früh los, ca. 6:30 Uhr brach ich auf. Immerhin ging es heute zurück in die Zivilisation und die Hoffnung auf gutes Essen ließ auch mich nicht länger schlafen.
Somit ging es schnell vorbei am Harris Dam und durch den anschließenden Wald und schon stand ich in Collie. Mit ca. 7000 Einwohnern sogar eine relativ große Stadt für westaustralische Verhältnisse. Leider hatte sie allerdings ihre besten Tage schon hinter sich. Diese waren nämlich mit dem Kohleabbau verbunden und diesen gibt es hier nicht mehr. Aber immerhin gab es hier das erwartet "gute" Essen, auch wenn es teilweise von McDonald's kam ;)
Tag 17
8. November 2022
0 km
Pausentag in Collie.
Leider hatte Collie nicht allzuviel zu bieten. Immerhin blieb dafür umso mehr Zeit sich ausreichend auszuruhen.
Tag 18
9. November 2022
18 km
Leider war der Weg aus Collie heraus nicht allzu schön, da man erstmal wieder durch die ganze Stadt zurück auf den Trail musste. Dabei würde ich auch einmal angehupt, da ich einem Golfer-Paar mit großem Mercedes anscheinend nicht weit genug an der Seite der Straße lief, obwohl australische Kleinstadt-Straßen eher die Maße unserer Autobahn haben. Naja.
Endlich raus aus der Stadt ging es vorbei am Mungalup Dam. Da ich spät dran war, nutzte ich diesmal die Möglichkeit zum Baden aber nicht. Weiter ging es durch dichten Wald bis zur Yabberup Hütte. Interessant war noch ein möglicher Umweg auf dem Wellington Spur Trail, der zum gleichnamigen Staudamm führt. Allerdings wäre dieser Ausflug mit 34 Zusatzkilometern verbunden gewesen. Ich nahm ihn also nicht, dachte aber aufgrund des Namens an mein nächstes großes Ziel… Neuseeland.
Tag 19
10. November 2022
20 km
Nächster Tag, nächster Staudamm würde ich sagen. Diesmal ging es vorbei am Glen Mervyn Dam. Auch dieser brachte wieder etwas Frische in die mittlerweile warme Sommerluft. Anschließend ging es durch den "Ort" Mumballup. Was eher eine Ansiedlung von verschiedenen Farmen ist. Aber an der Hauptstraße gibt es immerhin ein Pub. Da ich das nicht wusste hatte ich bereits zu Mittag gegessen, aber ein kleines Bier genehmigte ich mir dennoch. Zudem bot mir das Pub Schutz, als es anfing zu regnen. Leider entsprsch das Bier nicht so ganz meinen Geschmacksvorstellungen, aber man nimmt ja Erlebnisse jeder Art mit von so einer Reise. Aus der Kneipe heraus ging es nun wieder bergauf, vorbei an den angesprochenen Farmen, hinein in den Greater Preston National Park. Zurück im Wald dauerte es auch gar nicht lange bis meine Übernachtungsmöglichkeit auftauchte, die Noggerup Hütte. Was daran noch erwähnenswert ist, dass wir dort einen Hinweis auf Unterkünfte in Balingup, dem nächsten Ort gefunden haben. Wir heißt in dem Fall immer noch Tasch & Russ und ich. Im Internet gab es nämlich keine Informationen, ob und wo man in diesem Ort nächtigen könnte. Ich rief die entsprechende Nummer an und bekam die Zusage für ein Zimmer, dass nicht allzu grwöhnlich sein sollte, wie sich später herausstellte.
Tag 20
11. November 2022
21 km
Zu diesem Tag kann man wirklich nicht viel schreiben, außer dass er einfach schön war, im doppelten Sinne. Es ging angenehm auf und ab durch schönen Wald auf wunderbaren Wegen. Und das war eigentlich auch schon alles was an diesem Tag passierte. Zum Abend kamen noch 2 ältere Damen vorbei, die am Lagerfeuer viel zu erzählen hatten und so hatte dieser Tag auch noch einen gelungen Abschluss.
Tag 21
12. November 2022
23 km
Im Gegensatz zum gestrigen Tag brachte der Weg mir heute deutlich mehr Abwechslung. Erst ging es durch den Wald und dichtes Gestrüpp. Nach einem kurzen Anstieg öffnete sich auf einmal der Wald und man sah bis zum Horizont nur noch Weidelandschaft. Das erinnerte mich schon wieder sehr stark an Irland, also ein durchaus positiver Beginn des Tages. Weiterhin verlief ich mich zwar ein wenig, kam aber dennoch irgendwann wieder auf dem eigentlich Weg an. Die letzten Kilometer ging es an einem Fluss entlang Richtung Balingup. Ein wahrlich niedlicher kleiner Ort, der aber fast alles zu bieten hat. Kleine Cafés, fantasievolle Boutiquen und Gallerien, sowie ein altes Filmtheater. Letzteres war zugleich meine bereits groß angekündigte besondere Unterkunft. Der Besitzer des Hauses hatte das Theater in Eigenleistung umgebaut bzw. ist er immer noch dabei. Es gibt etliche kleine Zimmer in denen Gäste nächtigen können. Die Gastgeber sind unglaublich nett. Ich durfte dort duschen, meine Wäsche waschen und ich bekam Tee, Kaffee und nette Gespräche mit Tipps, die sie von anderen Wanderern aufgeschnappt hatten. Ein wahrlich besonderes Erlebnis. Also falls ihr irgendwann Mal in Balingup sein solltet, ich kann euch nur das alte Movie Theater empfehlen.
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