Cape Naturaliste - Cape Leeuwin
125 km
Tag 1
14. Dezember 2022
11 km
Nach einer kurzen Wanderpause in Albany und einigen ausgetauschten Ausrüstungsgegenständen ging es für mich mit dem Bus nach Busselton. Da ich aber noch ein paar Kilometer vom Beginn des "Cape to Cape Track" entfernt war, musste ich per Anhalter weiterfahren. Ich bekam relativ schnell eine Mitfahrgelegenheit nach Dunsborough und auch von dort weiter in Richtung des Cape Naturaliste. Jedoch musste ich dann noch ca. 8 km zu jenem Kap laufen. Naja es gibt definitiv Schlimmeres. Am Kap angekommen, ging ich nicht sofort auf den ausgewiesenen Wanderweg, sondern lief die um den Leuchtturm herum und zu einigen ausgeschilderten Aussichtspunkten. Dort sollen wohl auch Wale, auf ihrer Reise in die Antarktis, zu sehen sein. Allerdings passiert das im Oktober, ich hatte also wenig Glück bei der Walbeobachtung. Da es aber auch schon langsam Abend wurde, begann ich lieber meine 6-tägige Wanderung auf dem Cape to Cape Track. Die ersten Kilometer vergingen wie im Flug. Das lag hauptsächlich am geteerten Weg, welcher sich fast flach entlang der Küste erstreckten. Geteert ist dieser deshalb damit auch Menschen im Rollstuhl oder die nicht so gut zu Fuß sind, diese wunderbare Natur genießen können und es nicht ein exklusives Erlebnis bleibt, im wahrsten Sinne des Wortes. Nach diesem Abschnitt ging es etwas weiter weg von der Küste in den Wald hinein. Dort kam auch schon der erste Zeltplatz in Sicht. Anders als auf dem Bibbulmun Track gab es keine Hütten. Trotzdem bot der Platz vom Wind geschützte Zeltplätze, eine Toilette, Tische, Bänke und einen Wassertank. Davon gibt es ganze 4 Plätze entlang des Weges, was es mir einfach machte die Etappen zu planen. Zusätzlich zu der Freude über den Start in ein neues Abenteuer, hielt der Tag noch eine Überrachung bereit. Als ich am Zeltplatz ankam, saß dort nämlich ein mit bekanntes Gesicht. Die Französin Lara hatte ich bereits kurz auf dem Bibbulmun Track getroffen und hier saß sie wieder. Der Abend war somit kurzweilig, da man viel zu erzählen hatte, wie denn der Weg für den jeweils Anderen war. Eine wahrlich erfreuliche Begegnung.
TAg 2
15. Dezember 2022
23 km
Da ich keinen allzu großen Stress verspürte, startete ich etwas später in den Tag. Zum Frühstück gab auch noch eine nette Unterhaltung mit einem deutschen Backpacker-Pärchen, die neben ihrem Leben im Auto auch einmal Wandern gehen wollten. Meiner Meinung nach eine sehr gute Idee :)
Nach den ersten Kilometern kam ich in Yallingup an und genoss eines Eiskaffee, denn auch schon um 10 Uhr war es sehr heiß. Der Sommer kommt doch noch nach Südaustralien.
Weiter ging es immer an der Küste entlang. Auf und Ab. Bis zum Injidup Beach. Dort ließ ich mir es nicht nehmen und sprang in den kalten Ozean. Ob es der Indische oder der Südliche Ozean ist, da kann man sich drüber streiten. Aber mir war es egal, denn ich genoss einfach nur die Abkühlung an einem heißen Tag. Es sollte die nächsten Tage auch weiterhin konstant über 30° C werden. Das Problem daran war vor allem der fehlende Schatten an der Küste. Damit einhergehend kann man sich den Wasserverlust vorstellen und ich trank im Durchschnitt auf dem Weg 6 bis 7 Liter Wasser am Tag. Zu meinem Glück gab es immer wieder an den Stränden Toiletten und Wassertanks, somit musste ich nie mehr als 3 Liter mit mir herumschleppen. Insgesamt aber eine durchaus ganz neue Erfahrung. Am Ende des Tages kam ich noch an den Quininup Falls vorbei. Genial in einer solch trockenen Landschaft doch noch fließendes Süßwasser zu entdecken. Zudem sind Wasserfälle ja immer toll. Falls sich noch jemand gefragt hat, warum die Ortsnamen alle auf "up" enden, dem sei gesagt, dass dies einfach "Ort" in der hier ansässigen Aboriginal Sprache heißt. Und da die Australier auch gerade versuchen ihre Kolonialgeschichte aufzuarbeiten, werden manche Orte wieder umbenannt in ihren eigentlichen Namen. Alles darüber hinaus bleibt aber ein schwieriges Thema, dem ich mich als Fremder nur bedingt nähern konnte.
Was allerdings einfach ist, dass ich genau wie am Vortag einen schönen Zeltplatz mit allem was man braucht, vorfand und somit eine gute Nachtruhe hatte.
Tag 3
16. Dezember 2022
19 km
Nach einem erneut späten Start in den Tag ging es immer in Richtung Gracetown. Obwohl ich mich schon fast an die Schönheit dieser Küstenregion gewöhnt hatte, bot der Tag einige Überraschungen. Zuerst begegnete ich einem Waran auf dem Weg, der eher genervt vor mir her schlich. Es bedurfte einiger Geduld, bis er dann doch den Weg frei geräumt hatte und ich weiterlaufen konnte. So war es mir aber wieder einmal möglich ein Tier zu beobachten, was ich noch nie in der freien Wildbahn gesehen hatte. Und wahrscheinlich war ich genauso träge unterwegs wie er, denn es war schön wieder weit über 30° C. Bevor ich mir aber ein kühles Getränk in Gracetown genehmigen konnte, bot die Tierwelt ein weiteres Highlight der Reise. Als ich auf einer langen Treppe hinunter zum Strand ging, sah ich ein Boot relativ nah an diesem entlang fahren. Aufgrund der Entfernung erkannte ich erst nach einigen Sekunden, dass es eine Gruppe von Delfinen beobachtete. Auch wenn ich wirklich weit weg war, konnte ich dennoch diese faszinierenden Tiere über die Wellen springen sehen. Ein Schauspiel für das man auch gerne Mal ein paar Minuten mitten auf dem Weg stehen bleibt und alles um einen herum vergisst. In Gracetown angekommen gab es dann doch das erhoffte kühle Getränk und einen zugegebenermaßen sehr teuren Einkaufen an weiteren Lebensmitteln. Aber da ich quasi nichts mehr im Rucksack hatte, musste es dennoch sein. Am Ende des Tages ging es noch vorbei am Ellensbrook Homestay, einem historischen Wohnhaus, was zu seiner Erbauung weit weg von jeglicher Zivilisation war. Ich muss ja gestehen, dass ich sehr gerne alleine unterwegs bin und auch der Gedanke verlockend ist alleine an einem Traumstrand zu leben, aber dennoch stelle ich mir das Leben hier dennoch hart und einsam vor. Um dies gleich ein weiteres Mal zu testen, durfte ich die Nacht am nahegelegene Zeltplatz alleine verbringen. Das war relativ überraschend, denn die Tage zuvor hatten immer einige Leute auf den extra angelegten Plätzen gezeltet. Ganz alleine war ich allerdings nicht, denn ich entdeckte das erste Mal eine Spinne unter dem Klodeckel, eine meiner größten Ängste vor der Reise. Ich nahm es aber gelassen und benutzte die Toilette einfach am nächsten Morgen, da war sie dann auch nicht mehr besetzt.
Tag 4
17. Dezember 2022
29 km
Heute ging es doch einmal etwas früher los, da einiges an Strecke zum nächsten Zeltplatz vor mir lag. Zurück am Strand traf ich auch schon auf die ersten Urlauber. Es ist immer etwas komisch in voller Wanderausrüstung an Leuten in Badehose und Bikini vorbeizulaufen, aber man gewöhnt sich daran. Der Strand war zudem an einer interessanten Stelle, denn hier ist eigentlich die Mündung des Margaret River. Nach diesem ist auch die ganze umliegende Region benannt. Manchmal führt jener aber so wenig Wasser, dass das Wasser den Ozean gar nicht erreicht und einen schönen Strand zurücklässt. Nach diesem Ausflug ging es das erste Mal einige Zeit weg von der Küste ins Inland. Durch den mir bereits bekannten Eukalyptus-Wald umgeht der Weg die Orte Prevelly und Gnarabup, um gleich danach wieder an den Ozean zurückzukehren. Da es doch etwas spät geworden ist, durfte ich die letzten Kilometer bei wunderbarem goldenem Abendlicht wandern. Der Weg ging hoch über den weißen Stränden entlang der Klippen und bot mir die schönsten Ausblicke, die ich wohl je gesehen habe. Zudem gab es auch immer wieder kleine Höhlen zu erkunden, die sich in den Felsen versteckt hielten. Am Ende des Tages musste ich mein Zelt auf dem naturnahen Campingplatz "Conto" aufschlagen, da mein eigentlicher Zeltplatz an der Point Road, leider noch nach Waldbränden gesperrt war. Warum sage ich leider? Der Campingplatz ist auch mit dem Auto erreichbar und somit um einiges voller und lauter, allerdings kehrte zum Glück doch irgendwann Ruhe ein.
Tag 5
18. Dezember 2022
29 km
Nach den Highlights des letzten Abends konnte mich dieser Morgen nicht wirklich beeindrucken. Es ging ca. 12 km nur über Schotterstraßen durch mehr oder weniger verdorrten oder sogar abgebrannten Wald. Nachdem der Weg doch wieder zur Küste gelangte, wartete ein anstrengender 8 km langer Strandabschnitt auf mich. Eigentlich wäre das nicht weiter schlimm, jedoch war der Sand nicht wirklich zum Laufen, sondern eher zum Baden geeignet. Schade das ich Ersteres vor hatte und somit durch den weichen Sand nur sehr langsam voran kam. Zur Belohnung gab es aber am Ende des Strands ein Eis vom Shop des Campingplatzes. Gut gestärkt trat ich die letzten 9 km an und wurde wieder mit wunderschönen Blicken auf die Küste belohnt. Ein weiteres Highlight war ein Abschnitt an dem das Meer unter und durch verschiedene Felsen hindurchfließt. Da man über Jene hinweg läuft, war das Aufschlagen der Wellen und die folgende Reflektion innerhalb der Felsformation ziemlich beeindruckend. Da es schwierig zu beschreiben ist, hoffe ich, die Bilder geben etwas Aufschluss. Nachdem ich dann das Zelt am letzten Zeltplatz aufgestellt hatte, ging ich zurück an den Strand. Da ich diesen komplett für mich alleine hatte, nutze ich die Gelegenheit bei Sonnenuntergang nackt im Ozean baden zu gehen. Was soll ich sagen? Es war wohl einer der schönsten Abende, die man sich vorstellen kann. :)
Tag 6
19. Dezember 2022
15 km
Der Abschluss des Cape to Cape Tracks bot nochmal alles, was ich die letzten Tage so lieben gelernt habe. Los ging es mit 7 km auf dem Strand, gefolgt von 7 km entlang von Klippen. Der letzte Kilometer war dann der Weg zum Cape Leeuwin, dem Endpunkt des Weges. Bevor ich dieses jedoch erreichte, bekam ich zu meiner Überraschung von einem älteren Paar ein kühles Getränk spendiert. So könnte ich auch die letzten Meter zum Leuchtturm in der Mittagshitze aushalten. Dort angekommen gab es einen Toast als Belohnung und einige Souvenirs. Zum Abschluss kann ich nur sagen, dass dieser Weg wohl einer der landschaftlich schönsten Wege ist, vor allem wenn man den Ozean und die Küste mag. Der Cape to Cape bietet dem Wanderer schönste Ausblicke und einsame Sandstrände zum Verlieben. Dabei ist eher technisch nicht anspruchsvoll und kann fast von Jedem begangen werden, die ersten Kilometer sind sogar rollstuhlgerecht. Also wenn man Mal in dieser Region unterwegs ist, dem Wandern, Spinnen, Schlangen und Hitze nicht abgeneigt ist, findet hier ein kleines Paradies auf Erden, was noch relativ unentdeckt ist. Klare Empfehlung meinerseits.
Kommentar schreiben